Wie mich Nature Journaling auf einer Feier gerettet hat.
Warum ein Spinnennetz besser ist als Smalltalk?
Alsoooo: Kennst du das? Du sitzt auf einer Familienfeier, Freundestreffen oder im Garten deiner Tante oder irgendwo zwischen Cousins und Schildkröten dritten Grades – und eigentlich willst du am liebsten wieder gehen. Nicht, weil du deine Familie oder Friends nicht magst, sondern weil dir der Smalltalk einfach viel, viel, viel zu viel wird. Immer dieselben Fragen, dieselben Floskeln (und ich rede gern übers Wetter, ich mein: WOLEKN?! Der Hammer!) – aber das wollen sie alle nicht hören, sondern nur die Stille überbrücken, statt echte Verbindung aufbauen - und du selbst fühlst dich irgendwie fehl am Platz und unecht. So würdest du doch eigentlich NIE reden?!
Mir ging’s gestern genauso. Ich hatte keine Lust auf belangloses Bla, keine Energie für das ständige Höflichkeitslächeln (Krampf in den Backen!). Aber ich hatte natürlich was dabei, das für mich inzwischen zu einem echten Rettungsanker geworden ist: mein Nature Journal. (Wer hätte damit gerechnet.)
Die beste Entscheidung des Tages: Mein Nature Journal dabei haben
Die zweitbeste Entscheidung: Mich trauen es unter Menschen zu benutzen
Statt mich von Gesprächen über Wetter (hach, ob es noch regnet? Schau doch bitte nach oben und nicht in die App ey.), Jobwechsel und Kuchenrezepte berieseln zu lassen, habe ich einfach mein Skizzenbuch a.k.a. Nature Journal gezückt und bin ein paar Schritte in den Garten hinter der Kirche gegangen. (es war eine Taufe, ein Hoch auf wilde Kirchgärten) Und da war es: Ein wunderschönes, fein gesponnenes Spinnennetz, das in der Mittagssonne geglitzert hat. Mitten auf einem seeeehr altem und verlassenem Spielplatzgerüst.
Ich war gerade dabei, es zu skizzieren, als sich meine junge Nachbarin (kurz vor der Einschuldung) neugierig neben mich stellte. „Was machst du daaaaa?“ – und plötzlich waren wir mitten drin im gemeinsamen Forschen.
Klebrige Fäden und spannende Fragen: Forschergeist statt Pflichtgespräche
Sie war erst sehr skeptisch, die liebe Spinne (und ca hundert ihrer Schwerstern) hatten das Spielgerüst eingewoben und ihr bissl den Spaß verdorben, es sah gruselig für sie aus uns so gar nicht einladen.
ABER!
Zusammen haben wir uns einfach das Spinnennetz genau angeschaut! Sie erst mit großem Abstand, aber nachdem ich auch nach 5 Minuten von keiner Spinne verschlungen wurde, trat sie näher ran. Wir haben zusammen entdeckt, dass manche Fäden richtig klebrig sind, während andere sich ganz glatt und fest, wie Haare anfühlen. Das hat uns beide total fasziniert. Warum ist das so? Schützt sich die Spinne vielleicht vor dem eigenen Netz? Gibt es einen Trick beim Beutefang? Wie kann sie da überhaupt drüber laufen? (Es wurden nur verlassene Netze untersucht, keine Sorge, es kam kein Spinnen-Zuhause zu Schaden.)
Wir haben Hypothesen aufgestellt, Ideen gesammelt und am Ende ganz viel gelernt – nicht aus einem Buch, sondern durch genaues Hinschauen, Staunen und Fragenstellen. Nature Journaling in seiner schönsten Form. Am Rückweg waren wir weiter auf Spinnennetzsuche durch die Nachbarschaft: Überall versteckten sich plötzlich kleine Kostbarkeiten aus Zauberfäden, und nix gruseliges aus Klebekrabbelzeug.
Nature Journaling als Anknüfpungspunkt und Anker auf gesellschaftlichen Anlässen
Für mich war das mal wieder so nen Aha-Moment. Ich muss mich gar nicht mehr in Situationen fügen, die sich für mich nicht gut anfühlen. Ich kann den Ton selbst bestimmen. Mit meinem Nature Journal in der Hand finde ich schnell einen Zugang zu den Dingen, die mich interessieren – und oft auch zu Menschen, die Lust haben, diesen Weg mitzugehen. (Seltener, aber doch auch Erwachsene).
Meistens sind aber Kinder da ganz vorne mit dabei. Ihre Neugier ist ansteckend, ihr Blick auf die Welt ist offen – wenn man sie mitnimmt auf Entdeckungsreise, entsteht ein echter Austausch. Und am Ende wieder so viel gegenseitig von einander lernen!
Also: Du musst dich nicht treiben lassen – du darfst beobachten, aber auch aktiv gestalten
Wenn du also das nächste Mal auf einer Familienfeier, einem Dorffest oder einem Grillabend landest und spürst, dass dir das alles zu viel wird: Nimm dein Nature Journal mit und fang an zu Beobachten: was krabbelt, blüht, flattert dort? Und wenn jemand fragt, was du da machst – erzähl’s einfach. Wer weiß – vielleicht sitzt du schon bald mit jemandem auf dem Rasen und diskutierst über Spinnenfäden oder welche Süßvogel denn da eigentlich am Balkon plaudern.
Nature Journaling ist wirklich so viel mehr ein nur ein “kreatives Hobby” – es ist auch eine Form von Selbstbestimmung, Achtsamkeit und echter, lebendiger Verbindung. Und manchmal rettet es dir ganz still den Tag. :D
Ist dir sowas schonmal passiert? Wie sehr magst du Smalltalkt? ;) Und würdest du das mal ausprobieren, ein bisschen rebellisch auch bei solchen Anlässen deinen eigenen Weg zu gehen?